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Wer heilt wie?

Wer heilt wie? – Wie heilt Seelsorge?

  • Alle Berufe haben bzgl. Krankheit / Störungen ihren Fokus: Medizin, Pflege, Psychologie, Seelsorge.

Sie blenden bewusst auf: das Körperliche / Physiologische (Befunde)

Das körperliche Empfinden / Befinden

Das Soziale Grundsicherung, soziale Netze

Usw.

Die anderen Dimensionen werden nicht aus-, sondern abgeblendet. Auch für den Arzt, Sozialarbeiter, Seelsorger gibt es die anderen Dimensionen, aber sie sind nicht im Fokus. Sie müssen wahrgenommmen, aber nicht bearbeitet werden. „Sorge um die Seele“ machen alle, haben dies aber nicht alle im Fokus.

  • Alle Berufe tragen zur Integrität des Menschen bei. Z. B. Medizin durch OP, Medikamente; Psychologie: Störungen / Blockaden behandeln, Coping-Möglichkeiten erarbeiten, symptombezogene Arbeit, puffernd (Entspannungs- Imaginationsmethoden), horizontale Ressourcen.

Seelsorge: seelische Integrität.

Alle Berufe haben ihre „Vorderbühne“, arbeiten medizinbasiert, psychologiebasiert etc.. Die „Hinterbühne“ wird nicht thematisiert, vielleicht „berührt“, bei spezifischen Problemen aber delegiert.

Alle Berufe versuchen, die Integrität des Menschen wieder herzustellen durch funktionelles Verhalten / Handeln. Jede Profession versucht, mit ihren Methoden die jeweilige Dimension „freizuschalten“, die am Subjektsein hindert, damit die Person sie als Persönlichkeits-Ressource wieder nutzen kann. – Das gehört zum Heilungsverständnis aller Berufe. Das ist die funktionelle Wirkung einer Profession (auch der Seelsorge. Z. B. bei Schuld, Lebensbewertung, Gottesbeziehung etc.. Methode: Gesprächsführung, Gebet, Symbolräume anbieten, Rituale, Zeuge sein, Orientierung bei ethischen Fragen … ).

  • Jede Profession begegnet aber auch dem Nichtmachbaren an Krankheit, Störungen, Lebenskrise. Dabei kann jede Profession zur symbolischen / symptomatischen „Behandlung“ beitragen (z. B. Medizin: Schmerzbehandlung (palliativ, nicht ursächlich); Seelsorge: z. B. Schuldvergebung, Segen … ). Damit trägt jede Profession auch zur Integrationsfähigkeit des Menschen bei. Medizin kann z. B. direkt Symptome beseitigen / lindern (die „Leiden“ behandeln, lindern). Was nicht im Fokus einer Profession ist, kann durch den Symbolteil der Rolle aufgefangen werden (Containing), also implizit, wenn ein entsprechendes Rollenbewusstsein und eine geschulte Kompetenz (Palliativ Care!) vorhanden sind.

Der Hauptfokus der Seelsorge ist „das Leid“ (Franco Rest), das Existenzielle, das Unlösbare, der Selbstwert, Sinn … . Da ist die Hauptaufgabe bzgl. „Heilung“: zur Integrationsfähigkeit des Menschen beizutragen, also zur Stärkung des „inneren Geistes“, zur Spiritualität als integrierende Mitte der Person. Andere Professionen versuchen, das „Instrument“ Körper, Psyche, Soziales zu reparieren. Seelsorge aber hört bewusst auf die „Melodie“, die der Patient / Mensch darauf spielt. Die Melodie, die aus seinem Inneren kommt, ist seine Spiritualität.

Spiritualität aber wirkt sich auf das Coping eines Menschen genauso stark aus wie andere Methoden auch. (Das ist eine These!) Das gehört zur Logik der Spiritualität.

Die Spiritualität eines Menschen gehört zu Gesamt-Integrationsfähigkeit (also auch seine Religion (intrinsisch!), auch seine Alltagsspiritualität). Sie wird nicht zielgerichtet zur Bewältigung einzelner Probleme eingesetzt, oder um eine körperlich / psychische Heilung herbeizuführen, oder einen Sinn des Sinnlosen zu erzeugen, oder das Untröstliche zu trösten. Wohl aber gilt es, das „Heilige“ dieses Menschen aufzusuchen, das ihm Würde und Selbstwert von „innen“ und Würde und Selbstwert von höchster Warte her, vom absolut Heiligen her gibt. Seelsorge ist auf „Heilsamkeit“ aus, nicht auf funktionelle Heilung (s. a. „Logik der Spiritualität“).

(Erhard Weiher)