Zum Inhalt springen

Religiöse / christliche Verkündigung

Wie erreicht sie die Menschen /Patienten?

Ausgangsfrage: Wo trifft Seelsorge die Menschen an?

Lernfunktionen: Denken, Fühlen, Tun, Vermeiden.

  • Menschen haben ihre Lernfunktionen / diese Grundfunktionen
  • Menschen aktivieren ihre Erstreaktion, wenn etwas Überraschendes, Schwieriges, Existenzielles eintritt.
  • Menschen verarbeiten – nach der Erstreaktion – auch auf den anderen „Sektoren“ / Lernfunktionen, aber jeder in anderer Mischung / Reihenfolge / Gewichtung

Wo / wie findet da Verkündigung statt?

Über das Denken (eine Kunde bringen)

  • Über Worte / Sprache / Texte / Inhalte / Weisheiten / Theologie
  • Lange Zeit war das „geistliche Wort“ über den reinen Inhalt hinaus mit Gefühlen und bestimmten Bedeutungen verbunden. Diese Voraussetzungen bringen heute weniger Menschen mit.
  • Es gibt Menschen, die vorwiegend auf diesem Sektor erreichbar sind.

Über das Fühlen

(70 iger Jahre: „Feeling is healing“ , Seelsorge als Psychotherapie)

  • Gefühlsbeteiligung ist wichtig: Verkündigung muss das Lebensempfinden / die Leiderfahrung der Betroffenen erreichen / berühren d. h. es braucht spürbare Beziehung mit der Lebens- und Leiderfahrung
  • Seelsorge braucht die Psyche als Brücke / Medium. Verkündigung geht kaum direkt, weil die „Seele“ mit der Psyche verbunden ist.
  • Es gibt Menschen, die vorwiegend über Gefühle resonanzfähig sind.
  • (G. Hartmann:) Es ist unangemessen, Gefühle zu verbalisieren, wenn von Existenz und Spiritualität (eines Patienten) die Rede ist.

Über das Tun

  • Früher erreichte die Religion die Menschen vorwiegend über Gefühle und das Tun: Sakramente statt Dialog, Teilnahme an Ritualen / Festen / Segnungen / symbolischen Handlungen / Begehungen
  • Es gibt Menschen, die vorwiegend über die Sinne (Riechen, Hören, Sehen, Berühren), über das Körperliche, das Inszenieren / Handlungen / Bewegungen resonanzfähig sind.

Wie kommt der „gefrorene Gehalt der Tradition“ in Beziehung, sodass er „flüssig“ wird (H. Wahl)?

  • Lieder, Psalmen, Glaubensinhalte, Bibelworte, Symbole … stehen für Lebens- und Glaubenserfahrungen, die Menschen zu anderen Zeiten / an anderen Orten / in Kontexten / Kulturen gemacht haben.
  • Sie müssen daher entziffert werden.
  • Frage: Wie kommt der Pol „Verkündigung“ (Inhalte, Botschaft, Kunde) mit dem Pol „Innenwelt“ des Patienten zusammen?
  • Der Weg / das Medium ist die Spiritualität: Wie Menschen Existenz empfinden und deuten. Viele Menschen sind nicht mehr mit den Symbolnestern (Steffensky) der Religion vertraut. – Gleichzeitig löst Seelsorge aber durch ihre Rolle Existenzelles und Spirituelles aus!

Erstes Medium: Zuwendung und Begleitung:

„Begegnungsspiritualität“

Zweites Medium:

Wie kommt Verkündigung zur Sprache? Sodass der Begleiter mit der Innenwelt des Patienten so in Beziehung gehen kann, dass der Patient neue Beziehungs- / Selbsterfahrung machen kann?

Dabei gilt: Nicht nur der Seelsorger bringt spirituelle und religiöse Erfahrung (Schrift, Tradition) in symbolischer Form mit, sondern auch der Patient bringt auf ganz eigene Weise religiös-spirituelle Erfahrung aus seinem Leben in symbolischer Form mit (Lebenserzählungen, implizit / explizit). D. h. auch der Patient hat spirituelle Erfahrung in „gefrorener“ Form in sich. Die muss (?) durch Seelsorge vorher erschlossen / vertieft / berührt werden, vom Hinter- in den Vordergrund kommen. – Das ist auch bei religiös verwurzelten Menschen wichtig (Religiosität höherer Ordnung möglich).

Daher: „Resonanzspiritualität“: Die tradierten Erfahrungen des Glaubens gibt es nur in Symbol- / Erzähl- / Ritualform. Das Heilige lässt sich nicht unmittelbar übertragen. Damit müssen die symbolisch geäußerten spirituellen Erfahrungen des Patienten in Beziehung kommen. Sao entsteht spirituelle / Glaubenskommunikation.

In diesem Sinn ist „Spiritualität“ das Medium für die Botschaft der Religion / Jesu Christi / der Glaubensgemeinschaft / der Kirche. Das geschieht durch „Beziehungserfahrung“ (H. Wahl): Wie der „gefrorene Gehalt“ der Tradition mit der Lebens-, Leiderfahrung, dem Unausweichlichen, dem Geheimnis und zugleich mit dem „gefrorenen“ Gehalt der Spiritualität des Patienten (Methode: spirituelle Erschließung) in Beziehung kommt.

Drittes Medium:

Verkündigung geschieht auch durch „Darstellung“ / Inszenierung / „Sprache“ durch Tun (nicht durch Erklärungen, Glaubenssätze) – „Darstellungsspiritualität“: die Botschaft des Glaubens in symbolischen / begleitenden Handlungen: Handauflegung, Segen Wasser, Öl etc.

Fazit: Das Heilige / die Botschaft Jesu Christi weniger in Form von Moral / Appellen / bestimmten Gottesbildern / Apologetik / Belehrungen / eindeutigen Sinnantworten / Zugehörigkeit zu Kirche …

Sondern mehr

  • In Beziehungserfahrung (des Patienten mit sich selbst, mit der Welt, mit Gott)
  • In Symbolform / archetypischen Bildern / Liedern / Gebet / Ritual
  • Wertschätzung des Anderen, seiner Lebensleistung im Horizont Gottes / Geborgenheit / Vertrauen / Aufgehobensein in Gottes
  • Gelingendes Leben im Horizont Gottes (?)

Ziel: „Lebensgewinn durch Beziehung zu einer letzten Wirklichkeit“. Lebensgewinn und Lebensbewältigung sind das Grundanliegen aller Religion.